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Busverkehr in OSL: Abbiegen in neue Richtungen / Geschäftsführer Michael Schütze über den Busverkehr „von Morgen“

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Bild zur Meldung: Foto LK OSL/Steffen Rasche

94 Busse im Stadt- und Regionalverkehr legen jährlich rund 2,8 Millionen Kilometer auf den Straßen im Landkreis Oberspreewald-Lausitz zurück - und bringen so die Menschen Tag für Tag an ihr Ziel. In den kommenden Jahren plant der Landkreis als Aufgabenträger für den öffentlichen Busverkehr verschiedene spannende Projekte. Die Weichen dafür hat der Kreistag am 30. Mai mit dem neuen Nahverkehrsplan gestellt. Michael Schütze, Geschäftsführer der Landkreis-Tochter „Verkehrsgesellschaft Oberspreewald-Lausitz mbH“ (VG OSL), erklärt, welche Veränderungen die Fahrgäste in OSL in den kommenden Jahren erwarten. 

 

Was genau macht die Verkehrsgesellschaft?  

In unserem 13-köpfigen Team planen wir den öffentlichen Busverkehr im Landkreis. Das betrifft den konventionellen Linienverkehr, den Schülerverkehr und alternative bedarfsorientierte Angebote wie den RufBus. Auf der Grundlage von Erhebungen und Analysen erstellen und überarbeiten wir Fahrpläne und stimmen das Verkehrsangebot mit den anderen ÖPNV-Angeboten - zum Beispiel dem Schienenverkehr - ab. Vereinfacht gesagt: Wir legen fest, wann und wo der Bus im Landkreis fährt. Grundlage für unsere Arbeit bildet der sogenannte „Nahverkehrsplan“. 

 

Derzeit und noch bis Sommer 2027 haben wir ein Verkehrsunternehmen, die Kraftverkehrsgesellschaft Dreiländereck mbH, vertraglich gebunden. Diese fährt für uns als Dienstleisterin mit eigenen Bussen und eigenem Fahrpersonal den Regionalbus- und Stadtverkehr im Landkreis. Mit ihr stehen wir in ständigem Austausch. 

 

Unser Firmensitz befindet sich in der Roßkaupe 10 in Senftenberg. Dort finden Fahrgäste auch eine unserer Anlaufstellen für den Fahrscheinkauf und Fahrplanauskünfte sowie allen Fragen rund um Abonnements.  

 

Welche wichtigen Beschlüsse hat der Kreistag zum Busverkehr gefasst? 

Es gab zwei wichtige Beschlüsse. Zum einen wurde der neue Nahverkehrsplan für den Zeitraum 2025-2035 beschlossen. Der Nahverkehrsplan ist unser zentrales Planungsinstrument. Er enthält die Ziele und Projekte, die wir in den nächsten Jahren schrittweise umsetzen wollen und legt fest, wie und in welcher Form der Busverkehr in Zukunft gestaltet werden soll. Inklusive der Vorarbeiten haben die Kreisverwaltung und die Verkehrsgesellschaft rund zwei Jahre an dem Nahverkehrsplan gearbeitet. In der direkten Erarbeitungsphase wurden wir von Beratern begleitet. Darüber hinaus haben zwei bis drei Mitarbeitende rund ein Jahr lang jede Woche intensiv an dem Thema gearbeitet. Bei der Erstellung des 107 Seiten umfassenden Dokuments wurden die Verkehrsunternehmen, die Kommunen, die benachbarten Aufgabenträger, die Verkehrsverbünde und zahlreiche weitere Stellen als Träger öffentlicher Belange beteiligt. 

 

Die zweite wichtige Entscheidung betraf die Kommunalisierung des Busverkehrs. Hiermit wird der Entscheidung des vergangenen Jahres, die gesetzlichen Vorgaben zu alternativen Antrieben mit Batteriebussen umzusetzen und das System aus Bussen und Ladeinfrastruktur unter eigener Regie aufzubauen, eine klare Richtung gegeben. Der Kreistag beschloss, dass der Busverkehr künftig durch ein kommunales Verkehrsunternehmen und nicht mehr durch ein privates Unternehmen gefahren werden soll. Grundlage für die Entscheidung bildet eine umfangreiche Wirtschaftlichkeitsanalyse. Die VG OSL übernimmt also die Aufgaben, die aktuell von dem extern gebundenen Unternehmen erfüllt werden und vergrößert so ihr Leistungsspektrum. Wir erbringen künftig alle Aufgaben rund um den kommunalen ÖPNV in Eigenregie. Wir planen nicht nur, sondern stellen auch die Busse und das Fahrpersonal selbst und bemühen uns um die Ausbildung. Das macht uns in Zukunft flexibel und unabhängiger. Wir werden aber auch wie bisher mit Subunternehmen zusammenarbeiten. Wirksam wird die Kommunalisierung, wenn der aktuelle Verkehrsvertrag mit dem jetzigen Dienstleister ausläuft, also ab August 2027.

 

Auf welche Projekte und Ziele können sich die Menschen in OSL freuen? 

Der neue Nahverkehrsplan ermöglicht eine nachhaltige, angebotsorientierte Optimierung und Weiterentwicklung des bestehenden ÖPNV-Angebots unter den Prämissen des Fahrgastnutzens und der Finanzierbarkeit. 

 

Geplant ist unter anderem die Einführung eines PlusBus-Netzes auf ausgewählten Linien im südlichen Kreisgebiet. Diese verkehren im Stundentakt, haben direkte Anschlüsse an die Bahn und verkehren regelmäßig auch am Wochenende. Außerdem soll es zwischen Großräschen und dem Spreewalddreieck einen modernen OnDemand-Betrieb geben, bei dem die Fahrgäste bequem per Telefon und später auch per App Fahrten zwischen virtuellen Haltestellen nach Bedarf buchen können. Es gibt bereits Landkreise in Brandenburg, die das erfolgreich umsetzen. Darüber hinaus werden in verschiedenen Gemeinden bestehende und neue Stadtteile und Gewebegebiete eingebunden und Linienführungen angepasst.  

 

Wir reden aber auch über automatische Fahrgastzählsysteme, ein einheitliches Branding der Busse der VG OSL und Ausstattungsmerkmale wie Klimatisierung im Fahrer- und Fahrgastraum.  

 

Auch im Bereich der Haltestellen sind Veränderungen geplant. So sollen sukzessive digitale Fahrgastinformationssysteme für Busbahnhöfe konzipiert und umgesetzt werden. Ebenso sind die Erneuerung aller Haltestellenmasten und eine zweisprachige Beschriftung in sorbischen/wendischen Siedlungsgebieten vorgesehen. Bereits in diesem Jahr stehen bis zu 100 Haltestellenmasten auf dem Erneuerungsplan. Generell sollen noch mehr Haltestellen den Anforderungen der Barrierefreiheit entsprechen.

 

Wichtig zu wissen: Im Vergleich zum jetzigen Plan wird niemand schlechter gestellt. Wir legen bei der Kilometerleistung sogar in Summe zu. Wir steigern die Betriebsleistung gegenüber 2023 um 11%, insgesamt um 315.000 zusätzliche Fahrplankilometer pro Jahr. OSL ist eher ländlich geprägt, der Motorisierungsgrad der Haushalte ist hoch. Wir bieten auch künftig keinen 10-Minuten-Takt wie in Großstädten, sind aber mit unseren Planungen sehr gut auf die Anforderungen und Gegebenheiten in unserem Landkreis vorbereitet. Voraussetzung für die Finanzierung und damit die vollständige Umsetzung aller Maßnahmen ist die Nutzung von Fördermöglichkeiten.

 

Mit welchen Antrieben werden die Busse in OSL künftig fahren? 

Mit Inkrafttreten der „Clean Vehicles Directive“, also des Gesetzes zur Beschaffung sauberer Fahrzeuge, muss künftig ein Teil der neu angeschafften Busse im ÖPNV emissionsarm oder emissionsfrei fahren. Die EU-Richtlinie zur Förderung sauberer und sparsamer Fahrzeuge bedeutet, dass der ÖPNV im Landkreis OSL ab 2027 seinen Fuhrpark und die dazugehörige Infrastruktur grundlegend umstellen muss.

 

Der Kreistag hat im Juni 2023 nach begleitender fachlicher Prüfung beschlossen, dass die künftige Busflotte des Landkreises in den geforderten Quoten mit Elektroantrieben ausgestattet werden soll. Bei der angestrebten Antriebsart mittels Batterie und Elektromotor werden Vorteile insbesondere beim Preis, den Umwelteffekten und möglichen kommunalen Kooperationen gegenüber alternativen Technologien gesehen. Es werden ergänzend aber auch noch Diesel-Busse im Einsatz sein, die vorrangig durch Subunternehmen betrieben werden sollen. 

 

Die ersten elektrisch angetriebenen Fahrzeuge werden, wenn alles nach Plan läuft, pünktlich zum geplanten Start der Kommunalisierung ab August 2027 auf unseren Straßen unterwegs sein. Mit der Erhöhung der Fahrplankilometer müssten mehr Busse im Landkreis unterwegs sein als heute. 

 

Die Vorbereitungen dafür beginnen schon einige Zeit vorher. Zu unseren nächsten Schritten zählt also auch, dass an den Betriebshöfen die entsprechende Ladeinfrastruktur aufgebaut werden muss. Dabei konzentrieren wir uns aufgrund der geografischen Lage auf Standorte in Lübbenau/Spreewald und Senftenberg. Aber auch andere Standorte werden eine Rolle spielen – nur voraussichtlich ohne eine Aufrüstung auf E-Lademöglichkeiten. Als kommunales Unternehmen müssen wir die Fahrzeugbeschaffung öffentlich ausschreiben. Dieser nächste Schritt wird auch einige Zeit in Anspruch nehmen. Start soll spätestens in 2026 sein.   

 

Welche Aufgabe gilt es nun zuerst anzugehen?

Die VG OSL und die Kreisverwaltung gehen die Neuausrichtung nun nach und nach an. Im Fokus steht zunächst die angestrebte Kommunalisierung des Busverkehrs. Dabei wird uns auch die Suche nach geeignetem Personal beschäftigen.

Eine weitere Mammut-Aufgabe wird die technische Umstellung im Hinblick auf die Fahrzeugbeschaffung und erforderliche Ladeinfrastruktur. Hier gilt es, rechtzeitig die entsprechenden Ausschreibungsverfahren auf den Weg zu bringen. 

Mit Beginn der Kommunalisierung wird sich der Fokus dann auf die Umsetzung der Maßnahmen aus dem Nahverkehrsplan verlagern. Das heißt aber nicht, dass nicht auch schon vorher Projekte umgesetzt werden können. 

 

Der Busverkehr im Landkreis wird, ähnlich wie zuletzt bei der Kommunalisierung des Rettungsdienstes, komplett neu ausgerichtet. Alle organisatorischen und technischen Aufgaben sowie die angebotsverbessernden Maßnahmen dienen letztlich dazu, die Qualität unserer ÖPNV-Leistung im Sinne der Bürger und Fahrgäste weiter zu optimieren. Ich freue mich, diesen Prozess als Geschäftsführer begleiten zu dürfen. 

 

Nähere Informationen zum Thema: 

Kreistagssitzung vom 30. Mai 2024

Pressemitteilung zum Kreistag vom 30. Mai 2024

Link zur VG OSL 

Weitere Informationen